Mai – Unser Bienenjahr

Was treiben wir Imker eigentlich das ganze Jahr über?
2023 könnt ihr dabei sein. Wir werden euch jeden Monat mitnehmen und hier aus unserem Bienenjahr berichten. Mal ist mehr los, mal weniger – genau wie in der Natur.

Begleitet uns zu unseren Bienenständen und seid dabei, wenn die Bienen das erste Mal wieder ausfliegen, wenn sie schwärmen, wenn sie Nektar sammeln und wenn sie sich auf den Winter vorbereiten. Schaut uns über die Schulter bei den Bienen oder wenn wir Honig abfüllen, Mittelwände einlöten und Kerzen herstellen.

Heute: Mai!

Schwarmkontrolle

Jetzt beginnt die hektischste Zeit im Bienenjahr und wir sind jedes Wochenende, oft auch unter der Woche, bei unseren Völkern.

Eine unserer wichtigsten Aufgaben im Mai und Juni ist es, die Schwarmkontrolle durchzuführen. Dabei ist unser Ziel, das Schwärmen der Bienen zu verhindern, indem wir frühzeitig gegensteuern. Durch das Schwärmen vermehren sich Bienenvölker. Dabei verlässt die alte Königin mit einem Teil der Bienen den Stock und sucht sich ein neues Zuhause, um Platz für die junge Königin zu machen. Diesen Vorgang haben wir auch schon in unserem Beitrag über die Schwarmzeit beschrieben.

Für uns ist das Schwärmen aus mehreren Gründen ungünstig: Nicht nur verlieren wir Bienenmasse, es kommt auch zu einem Einbruch der Bruttätigkeit. Deshalb kontrollieren wir unsere Völker regelmäßig.

Zunächst stellen wir sicher, dass unsere Bienen ausreichend Platz zum Anlegen von Brutnestern und zum Einlagern von Honig haben. Je nach Witterung und Tracht setzen wir deshalb auch weitere Honigräume auf. Dazu haben wir euch im April schon etwas erzählt.

Will die alte Königin ausziehen, braucht sie eine Nachfolgerin. Diese jungen Königinnen ziehen die Bienen in Weiselzellen heran, die immer senkrecht nach unten gebaut sind und sich in Form und Größe deutlich von Arbeiterinnen- und Drohnenbrut unterscheiden. Ein Vorteil: Die Zellen sind gut zu erkennen.

Bereits im April bauen Bienen erste sogenannte “Spielnäpfchen”. Diese werden zu Schwarmzellen, sobald die Königin sie bestiftet, was in der Regel erst im Mai passiert. „3-5-8, die Königin ist gemacht“, lautet ein Imkersprichwort. Drei Tage Ei, fünf Tage Larve, dann wird die Zelle verdeckelt und nach 16 Tagen schlüpft die Königin. Konsequenterweise kontrollieren wir unsere Völker alle 7 Tage – arbeiten wir hier genau und übersehen keine Zellen, lässt sich das Schwärmen wirksam verhindern.

In unserer Betriebsweise (Dadant-Maß) ist eine Schwarmkontrolle mittels “Kippkontrolle” nicht möglich. Bei anderen Betriebsweisen kann der Brutraum nur angekippt werden, wodurch die auffälligen Weiselzellen entdeckt werden können und so festgestellt werden kann, ob das Volk schwarmlustig ist. Wir hingegen ziehen die einzelnen Waben und untersuchen jede einzelne. Das bringt einen weiteren Vorteil mit sich: Nach der langen Winterruhe machen wir uns nun ein genaues Bild davon, wie es jedem einzelnen Volk geht. Und, sind wir ehrlich: Es macht uns auch einfach Spaß!

Imker bei der Kontrolle der Bienen.
Schwarm auf Weiselzellen kontrollieren

Schwarmfang

Nicht immer gelingt es uns oder anderen Imker:innen, das Schwärmen von Bienen zu verhindern. So häufen sich im Mai auch die Anrufe von Menschen, die einen Bienenschwarm entdeckt haben, der eingefangen werden muss.

Wir fangen den Schwarm mithilfe unserer Schwarmfangkiste, die seit Anfang Mai immer im Kofferraum liegt und siedeln das Volk bei uns an.

Manche vermeintliche Bienenschwärme stellen sich als Wespennester heraus, für die nicht wir, sondern die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Augsburg zuständig ist. Um die Unterscheidung für den Laien zu vereinfachen, haben wir die Unterschiede in unserem Beitrag über den Schwarmfang dargestellt.

Bienenschwarm einfangen mit Leiter

Drohnenbrut schneiden

Letzten Monat haben wir einen Drohnenrahmen eingesetzt, den unsere Völker überwiegend gut angenommen haben. Ziel war es, die Drohnenbrut von der Arbeiterinnenbrut zu trennen, weil sich die Varroamilbe in der Drohnenbrut besser entwickelt und diese 8-10mal häufiger befällt.

Im Mai ist in der Regel mehr als die Hälfte der Drohnenbrut bereits verdeckelt. Nun entnehmen wir den Rahmen und verringern so die Milbenlast im Volk erheblich. Da unsere Drohnenrahmen nicht gedrahtet sind, kann die Brut einfach ausgeschnitten werden. Über die Larven freuen sich unsere Hühner, das Wachs des Drohnenrahmens ist frisch und daher bestens für eine Rückführung in unseren Wachskreislauf geeignet.

Es klingt martialisch, aber diese Maßnahme dient letztlich dem Ziel, unsere Völker milbenarm und gesund zu halten. Trotzdem zählt sich sicherlich nicht zu unseren Lieblingsaufgaben – ganz im Gegensatz zu dem, was nun folgt 😉

Zu spät! Dieser Drohn ist bereits geschlüpft.

Frühtracht schleudern

Gerade noch waren unsere Völker in der Winterruhe – und nun gibt es schon Honig?! Jedes Jahr wieder sind wir von der rasanten Entwicklung überrascht – und angesichts unserer schwindenden Vorräte auch erleichtert.

Unser Frühtrachthonig ist besonders mild und durch eine helle Farbe gekennzeichnet. Raps, Löwenzahn, Kirsche, Apfel oder Rosskastanie haben den Bienen reichlich Futter angeboten und so sind Mitte bis Ende Mai die  Honigräume unserer Völker gut gefüllt.

Die Wintermonate haben wir dazu genutzt, einen neuen Schleuderraum zu bauen und so werden wir dieses Jahr unseren Entdeckelungstisch ausprobieren, unsere neue Radialschleuder einweihen und den Honig dann dank Wärmeschrank und neuem Abfüller zügig in die Gläser bringen – damit ihr ihn ab Anfang Juni schon probieren könnt!

Im Schleuderraum wird der Honig geerntet