Was treiben wir Imker eigentlich das ganze Jahr über?
2023 könnt ihr dabei sein. Wir werden euch jeden Monat mitnehmen und hier aus unserem Bienenjahr berichten. Mal ist mehr los, mal weniger – genau wie in der Natur.
Begleitet uns zu unseren Bienenständen und seid dabei, wenn die Bienen das erste Mal wieder ausfliegen, wenn sie schwärmen, wenn sie Nektar sammeln und wenn sie sich auf den Winter vorbereiten. Schaut uns über die Schulter bei den Bienen oder wenn wir Honig abfüllen, Mittelwände einlöten und Kerzen herstellen.
Heute: September!
Es wird langsam ruhiger…
Die hektische Zeit ist vorbei, genau wie die Pflanzen bereiten sich auch unsere Bienen jetzt spürbar auf den Winter vor. Wir fahren nicht mehr jede Woche zu all unseren Bienenständen, sondern lassen unsere Bienen mehr in Ruhe.
Allerdings ist der September auch eine sensible Zeit: Varroabehandlung und Winterauffütterung müssen gut koordiniert werden. Während der Varroabehandlung mit Ameisensäure entsteht eine Brutpause. Zudem würde das Zufüttern während der Behandlung deren Wirksamkeit reduzieren, sodass wir nur vor oder nach der zweiwöchigen Behandlungszeit auffüttern können.
Abschluss der Wintereinfütterung
Unser Ziel ist es trotzdem, die Winterauffütterung im September zu einem Abschluss zu bringen. Je nach Größe benötigt ein Volk zwischen 15 und 20kg Honig, um gut über den Winter zu kommen. Jedoch können wir es uns nicht einfach machen und die entsprechende Menge auf einmal zugeben, vielmehr müssen die Bienen das Futter nach und nach abnehmen und einlagern. Kleine Völker mit viel Brut müssen daher langsam aufgefüttert werden. Unser Ziel ist es aber immer, die letzten warmen Sommertage zu nutzen und all unsere Völker bis Ende September vollständig aufgefüttert zu haben.
Um zu wissen, wieviel Futter bereits eingelagert wurde und zu errechnen, wieviel noch fehlt, muss die Menge geschätzt werden. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Es ist möglich, die gesamte Beute mit einer Kofferwaage an beiden Seiten anzuheben und das Gewicht zu addieren. Davon wird das Leergewicht und ein geschätzter Betrag für Wabenwerk und Bienenmasse abgezogen (je nach Volksgröße). Sind wir ehrlich: Wir scheitern daran, dass wir jedes Jahr zuverlässig das Leergewicht vergessen 🙂 Außerdem finden wir das so errechnete Ergebnis so ungenau, dass wir ohnehin immer zusätzlich ins Volk schauen müssten. Also sparen wir uns das…
Wir ziehen stattdessen die einzelnen Rähmchen und teilen jede Seite gedanklich in Viertel (oder Achtel, je nachdem, wie mathematisch versiert man ist) ein. Ein komplett verdeckeltes Zander-Rähmchen enthält 2kg Honig, demzufolge enthält ein vollständig verdeckeltes Viertel 250g Honig. Mit dieser Methode lässt sich relativ genau abschätzen, wieviel Honig unsere Völker bereits im Stock haben. Beim Schätzen sind wir besonders froh, zu zweit zu sein: Einer zieht die Rähmchen und schätzt, der andere merkt sich das Ergebnis und addiert die Werte zusammen. Die Ergebnisse vermerken wir in unserer digitalen Stockkarte.
Umweiseln – im September einfach
Bei unseren Durchschauen im September vermerken wir uns auch, welche Völker besonders schwach sind und zum Winter hin mit anderen vereinigt werden müssen.
Dies ist auch der letzte Zeitpunkt im Jahr, zu dem ein Umweiseln gelingen kann. Ob ein Wechsel angezeigt ist, erkennen wir am Alter der Königin, das uns die farbige Markierung verrät. Aber auch das Verhalten der Bienen und die Legeleistung der Königin sind ein wichtiges Kriterium. Königinnen können bis zu 5 Jahre alt werden, wobei die Leistung nach 3-4 Jahren nachlässt. Trotzdem bemühen wir uns, unsere alten Königinnen so lang wie möglich im Volk zu belassen. Unsere Königinnen sind aus unserer eigenen diesjährigen Zuchtreihe, von der wir euch im Juni berichtet haben.
Die alte Königin wird aus dem Volk entnommen und die neue in einem Käfig, der mit Futterteig verschlossen ist, zugesetzt. Diesen können die Bienen ausfressen und sich so langsam an ihre neue Königin gewöhnen. Mit dieser Methode klappt das Umweiseln meistens – und unsere Völker starten mit einer neuen Königin in den Winter.
Auflösen des Schaukastens
Von Mai bis September steht direkt neben unserem Honigschränkchen unser Schaukasten, an dem ihr die Bienen direkt bei der Arbeit beobachten könnt, wenn ihr vorbeikommt, um Honig zu kaufen. In unserem Schaukasten findet ein Dadant-Rähmchen und ein Honigrähmchen Platz, sodass es sich um ein “Miniatur-Volk” handelt, das viel zu klein ist, um den Winter zu überstehen.
Daher lösen wir Mitte September den Schaukasten auf und vereinigen das Volk mit einem anderen schwächeren Volk an einem unserer Standorte. Dabei lassen wir die Bienen wählen, welche Königin sie bevorzugen.
Mit dem Abbau des Schaukastens wird es sichtbar ruhiger bei uns und wir freuen uns auf den Herbst mit den Bienen. Davon erzählen wir euch dann nächstes Mal!