August – Unser Bienenjahr

Was treiben wir Imker eigentlich das ganze Jahr über?
2023 könnt ihr dabei sein. Wir werden euch jeden Monat mitnehmen und hier aus unserem Bienenjahr berichten. Mal ist mehr los, mal weniger – genau wie in der Natur.

Begleitet uns zu unseren Bienenständen und seid dabei, wenn die Bienen das erste Mal wieder ausfliegen, wenn sie schwärmen, wenn sie Nektar sammeln und wenn sie sich auf den Winter vorbereiten. Schaut uns über die Schulter bei den Bienen oder wenn wir Honig abfüllen, Mittelwände einlöten und Kerzen herstellen.

Heute: August!

Varroa I : Ameisensäure

Nach der Honigernte ist vor der Varroabehandlung – sicherlich nicht unsere Lieblingstätigkeit bei den Bienen. Eine Varroabehandlung, egal für welche Form man sich entscheidet, belastet ein Bienenvolk und es ist schmerzhaft als Imker, dies zu beobachten. Allerdings ist die Behandlung gegen die Varroamilbe unumgänglich: Die aus Asien eingeschleppte Milbe befällt vor allem die Bienenbrut und verbreitet so Viren, an denen die Bienen erkranken und sterben. Unbehandelt sterben die meisten Völker. Da ist eine Behandlung das kleinere Übel.

Schon das Schneiden der länger verdeckelten und damit für den Milbenbefall anfälligeren Drohnenbrut im Mai diente der Senkung des Varroadrucks (Milbenentnahme aus dem Stock). Außerdem haben wir im Frühjahr zur Verminderung der Schwarmlust Brutwaben aus unseren schwarmlustigen Völkern entnommen und damit Ableger gebildet. Auch diese Maßnahme diente mittelbar der Varroabereduzierung, da gleichzeitig mit der Brut auch die darin enthaltenen Milben entnommen wurden.

All diese Maßnahmen können aber eine ordentlich durchgeführte und sauber dokumentierte Varroabehandlung im Herbst nur ergänzen, nicht ersetzen. In unserer Imkerei haben wir uns für ein Nebeneinander biologischer und chemischer Verfahren entschieden. Das biologische Verfahren der totalen Brutentnahme, bei dem im Sommer die gesamte Brut (und somit auch alle Milben) aus dem Volk entnommen werden, haben wir euch bereits in einem Blogartikel geschildert.

Heute soll es daher um die Behandlung mit Ameisen-, Milch- und Oxalsäure gehen. Alle Säuren, die wir verwenden, kommen auch natürlicherweise im Bienenvolk vor und können so von den Bienen gut wieder abgebaut werden. Die verschiedenen Säuren haben dabei einen unterschiedlichen Angriffspunkt und sind daher zu verschiedenen Zeitpunkten sinnvoll einzusetzen.

Im August behandeln wir, indem wir Ameisensäure in unseren Völkern verdunsten. Dazu verwenden wir verschiedene Dispenser, die aber alle auf demselben Prinzip basieren: Flüssige Säure tropft auf eine Verdunstungsfläche, wo sie dank der noch warmen Temperaturen verdunstet und sich so gleichmäßig im Stock verteilt. (Entsprechend begeistert sind wir, wenn der August so wie dieses Jahr mit Regen und niedrigen Temperaturen aufwartet…)

Bienen haben eine höhere Toleranzgrenze als die Varroamilbe, da ihr Verhältnis von Körpermasse zu Körperoberfläche günstiger ist. Unser Ziel ist also, soviel Säure im Stock zu verdunsten, dass die Bienen noch zurechtkommen, die Milben mit ihrer großen Oberfläche und geringen Masse aber abgetötet werden.

Ameisensäure wirkt, im Gegensatz zu Oxal- oder Milchsäure, auch in die verdeckelte Brut hinein und kann die Milben in der Bienenbrut noch vor dem Schlupf der Bienen abtöten. Daher setzen wir sie ein, um direkt am Beginn der Varroabehandlung die meisten Milben zu erwischen.

Man kann sich vorstellen, dass dieses saure Klima im Stock auch für die Bienen nicht optimal ist, sodass eine Varroabehandlung, die etwa 2 Wochen dauert, auch mit einer Brutpause einhergeht. Zudem vermindert eine Fütterung während der Behandlungszeit die Wirkung, sodass wir darauf verzichten. Auch am Verhalten der Bienen merken wir, dass für sie die Behandlung eine Belastung darstellt: Sie sind unruhiger und aufbrausender. Als Imker müssen wir uns da immer vor Augen führen, dass die Alternative – nicht zu behandeln – noch mehr Schaden anrichten würde.

Was danach bleibt, ist die sogenannte Restentmilbung – davon erzählen wir euch im Winter 🙂

Zusammenbau des Liebig-Dispensers
Der Liebig-Dispenser verdunstet Ameisensäure

Wintereinfütterung

Damit unsere Bienenvölker nicht nur milbenarm, sondern auch wohlgenährt in den Winter starten, beginnen wir im August mit der Wintereinfütterung. Als Bio-Imkerei ist es uns wichtig, den Völkern eigenen Honig im Stock zu belassen und vorallem den Überschuss zu entnehmen. Um ein Zufüttern kommen wir trotzdem nicht herum: Ableger und schwache Völker verfügen oft im August noch nicht über die 15-20kg Honig, die sie benötigen würden, um gut über den Winter zu kommen. Da hilft nur eines: füttern.

Wir verwenden grundsätzlich nur Bio-Futter. Als Imker wissen wir, was Pestizide und vor allem Insektizide und Neonicotinoide für unser Bienen bedeuten – folglich möchten wir die biologische Bewirtschaftung von Flächen vorantreiben. Das können wir in erster Linie tun, indem wir biologisch hergestellte Lebensmittel und Produkte kaufen und die Nachfrage steigern. Für uns gilt das nicht nur auf unserem Esstisch, sondern auch auf dem unserer Bienen. Darum ist für uns klar, dass wir ausschließlich Bio-Zucker und Bio-Futtersirup verwenden.

Unsere Bienenvölker müssen das Futter nicht nur aufnehmen, es muss auch Platz vorhanden sein, um es einzulagern. Manche unserer Völker – vor allem spät gebildete Ableger oder späte Schwärme – müssen dazu erst noch Wabenwerk anlegen. Hier füttern wir eine dünne Zuckerlösung, die dem Nektar nahe kommt und den Bienen eine Trachtquelle simuliert. Andere Völker sind bereits weiter und können bereits mit Sirup gefüttert werden, der die Konsistenz von Honig hat und direkt eingelagert werden kann.

Alles in allem ist es im August wichtig, die Varroabehandlung mit entstehender Brut- und Futterpause und die Winterauffütterung gut auzubalancieren, um unsere Völker gut auf den Winter vorzubereiten.

Winterauffütterung im August mit dünnem Zuckerwasser
Wir verwenden nur Bio-Futter

Öko-Kontrollstelle

So schön es ist, wenn wir euch von unseren Einstellungen zu Bio-Futter und der Bio-Imkerei im Allgemeinen erzählen: Papier ist geduldig und behaupten kann man ja viel 😉 Damit unsere Behauptungen auch Gewicht entfalten, unterziehen wir uns mindestens einmal jährlich der strengen Kontrolle der Öko-Kontrollstelle.

Bei der Kontrolle werden die Bienennvölker angeschaut, kontrolliert, ob der Königin die Flügel nicht geschnitten wurden, das Wachs wird auf Rückstände kontrolliert, unsere Lagerbestände, die Einkaufsrechnungen mit Bio-Zertifikaten und Verkaufszahlen, sämtliche Unterlagen und unsere Räumlichkeiten werden besichtigt. Dabei arbeiten wir seit Jahren gut und freundschaftlich mit der Kontrollstelle zusammen – und freuen uns darüber, euch auch weiterhin echten und guten Bio-Honig aus Augsburg anbieten zu können 🙂

Kontrolle der Bienen im August