Herzstück des Volkes

Warum Königinnenzucht?

Der Charakter einer Königin ist entscheidend dafür, wie friedlich das Volk ist, wie viele fleißige Honigsammlerinnen im Volk leben, wie gerne das Volk schwärmen möchte, wie resistent es gegen Krankheiten ist und wie stark und gesund das Volk den Winter übersteht.

Unsere Hauptkriterien für die Königinnenzucht sind daher:

  1. Friedlichkeit der Bienen
  2. Gesundheit und Varroatoleranz
  3. Stärke und Aufbau des Volkes
  4. Kompaktheit des Brutnestes
  5. Honigertrag

Der Charakter des Bienenvolkes wird aber nicht alleine durch die Eigenschaften der Königin beeinflusst. Genauso wichtig ist das Wesen der bis zu zwanzig Drohnen, welche die Königin am Anfang ihres Lebens auf ihrem Hochzeitsflug begatten und deren Samenzellen sie bis zu ihrem Lebensende in sich trägt. Mit diesen Samen werden nämlich die Eier befruchtet, aus denen sich weibliche Arbeiterbienen – die eigentlichen Chefinnen im Bienenstock – entwickeln.

Gleichwohl kommt der Königin für das gesamte Bienenvolk eine ganz besondere Bedeutung zu. Dies wird schon daran deutlich, dass ein Volk auf Dauer nur mit einer gesunden Königin überleben kann. Daher wird sie auch stets von ihrem „Hofstaat“ aus Bienen umsorgt. Umso wichtiger ist es, dass in den einzelnen Bienenvölkern junge Königinnen leben, die möglichst viele positive Eigenschaften mit sich bringen. Dazu ist es wichtig aus Völkern nachzuziehen, welche diese positiven Eigenschaften am stärksten aufweisen.

Dazu dokumentieren wir das ganze Jahr über detailliert die Entwicklung all unserer Bienenvölker. So können wir die besten Eigenschaften vereinen und weiterzüchten.

Weitere Informationen zur Königinnenzucht bietet z.B. die bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau.

9 Schritte zur neuen Königin:

1. Weiselzelle

So sieht eine “Weiselzelle” aus. Die Bienen ziehen sich selbst auf der Wabe eine neue Königin.

Finden sich in einem normalen Wirtschaftsvolk solche Zellen, so ist dies für den Imker oder die Imkerin ein sicheres Zeichen, dass in diesem Volk keine Königin vorhanden ist – das Volk ist “weisellos”. Damit dieser Zustand nicht lange anhält, bauen die Bienen eine normale Brutzelle zu einer solchen Weiselzelle um, in der die große Königinnenlarve Platz hat.

Königinnenzucht: Honigertrag, Gesundheit und Varroatoleranz

2. Umlarven

Man kann diesen natürlichen Prozess aber auch steuern, indem man gezielt Larven auswählt. Hierbei richten wir uns nach den oben aufgeführten Kriterien und nach unseren Beurteilungen im Jahresverlauft.

Mit viel Fingerspitzengefühl werden die Larven entnommen und in ein weiselloses Volk gesetzt, wo sie sich dann zu Königinnen entwickeln können.

3. Weiselnäpfchen

Die ausgewählten Larven kommen nicht in irgendwelche Waben, sondern in spezielle Weiselnäpfchen. Diese sind in der Größe Weiselzellen nachempfunden und signalisieren den Bienen: Hier ist eine Weiselzelle zu bauen!

Die Larven sind dabei möglichst frisch: 1-3 Tage alt. Wird dieser Zeitpunkt gut abgepasst, steht einer optimalen Entwicklung nichts im Wege!

4. Zuchtrahmen

Die Weiselnäpfchen sind auf einem speziellen Zuchtrahmen montiert. Dieser wird in ein weiselloses Volk, das sogenannte Pflegevolk, gegeben. Dort kümmern sich die Bienen um die Larven, bis sie zum Schlupf bereit sind. Das Pflegevolk wird um die Weiselnäpfchen eine Weiselzelle bauen, wie man auf dem Bild gut erkennen kann.

Eine normale Arbeitsbiene braucht bis zum Schlupf 21, bei einer Königin geht es noch schneller: In nur 16 Tagen hat sich die Larve zur Königin entwickelt.

5. Verschulen

Kurz vor dem Schlupf werden die Weiselzellen “verschult”, also mit einem Käfig versehen. Damit diese Käfige sich einfach und ohne Zerstörung der Weiselzellen montieren lassen, bedarf es des Zuchtrahmens.

Ohne das Verschulen würde die zuerst geschlüpfte Königin die anderen Weiselzellen zerstören oder es käme zu einem Kampf der Jungköniginnen: Schließlich kann es in der Natur nur eine einzige Königin im Volk geben. Für die Zucht ist dies aber ungünstig. Durch die Käfige wird sichergestellt, dass alle Königinnen in Ruhe schlüpfen können.

6. Begattungskästchen

Nun werden die Begattungskästchen vorbereitet. In jedes Kästchen kommen drei kleine Rähmchen und genug Futter für 2 Wochen, damit die Bienen während ihrer Zeit auf der Begattungsstelle gut versorgt sind. In unserer BioImkerei nutzen wir Begattungskästchen aus Holz, die wir genau wie unsere Beuten mit Auro 160 Beutenfarbe auf Wasserbasis gestrichen haben. Mehr Informationen zu unserer Betriebsweise findest du hier.

Begattungskästchen für die Belegstelle

7. Völkchen bilden

Das Pflegevolk hat nun ausgedient. Allerdings dürfen die Bienen nach wie vor für ihre Königinnen da sein: Je eine Schöpfkelle Bienen und eine Königinnen bevölkern ein Begattungskästchen. Damit sich die neuen Völkchen aneinander gewöhnen können, werden sie eine Nacht im ruhigen, dunklen Keller verbringen.

Die Bienen beginnen dann sogleich, die leeren Rähmchen auszubauen und das Futter abzunehmen.

8. Belegstelle

Nach ihrer Nacht im Keller werden die Begattungskästchen zu einer Belegstelle gebracht. Hier soll die Königin zu ihrem Hochzeitsflug starten.

In einiger Entfernung werden zu diesem Zweck  Vatervölker aufgestellt. Die reinrassigen Drohnen sollen für gute Erbanlagen sorgen. Die hohe Drohnendichte auf der Belegstelle erhöht die Chancen für eine erfolgreiche Begattung. Damit die Begattung nicht durch unerwünschte Drohnen einer anderen Bienenrasse erfolgt, liegen die Belegstellen in einem von anderen Honigbienen isolierten Gebiet.

Wir bringen unsere Bienen zur Belegstelle Scheppacher Forst.

Gezeichnete Bienenkönigin mit einem roten Blättchen und der Nummer 27

9. Eine neue Königin

Nach 2 Wochen werden die Völker wieder nach Hause geholt. War die Begattung erfolgreich, hat die neue Königin schon begonnen, auf den kleinen Rähmchen Eier zu legen. Sie ist nun bereit für ihr endgültiges Volk.

Die Begattungskästchen werden entleert, die Bienen und auch die Königinnen bestehenden Völkern zugeführt oder neue Völker gebildet. Die Königin kann nun mit dem Eierlegen beginnen. Zuvor wird sie gezeichnet – je nach Jahr mit einer anderen Farbe und  auch mit einer Nummer. Auf diese Weise können wir sie nicht nur leichter wiederfinden, sondern die Entwicklung von Volk und Königin auch besser dokumentieren – Dokumentation, die für die nächste Zuchtreihe wichtig sein wird.

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