Juni – Unser Bienenjahr

Was treiben wir Imker eigentlich das ganze Jahr über?
2023 könnt ihr dabei sein. Wir werden euch jeden Monat mitnehmen und hier aus unserem Bienenjahr berichten. Mal ist mehr los, mal weniger – genau wie in der Natur.

Begleitet uns zu unseren Bienenständen und seid dabei, wenn die Bienen das erste Mal wieder ausfliegen, wenn sie schwärmen, wenn sie Nektar sammeln und wenn sie sich auf den Winter vorbereiten. Schaut uns über die Schulter bei den Bienen oder wenn wir Honig abfüllen, Mittelwände einlöten und Kerzen herstellen.

Heute: Juni!

Bildung von Ablegern und Königinnen zeichnen

Im Juni – genau wie im Mai – fahren wir noch immer jedes Wochenende zu unseren Bienen, um zu überprüfen, ob unsere Völker in Schwarmstimmung sind.

Bei schwarmlustigen Völkern hat es sich für uns bewährt, das Schwärmen vorwegzunehmen, indem wir Brutableger bilden. Dazu wird starken Völkern eine voll bebrütete Wabe mit viel verdeckelter Brut entnommen und zusammen mit den darauf sitzenden Bienen in einen Ablegerkasten gegeben.

Dabei ist es wichtig, keinesfalls die Königin zu erwischen. Aus diesem Grund suchen wir beim Bilden von Ablegern immer besonders gründlich nach der Königin. Bei der Gelegenheit zeichnen wir unsere neuen Königinnen mit der Jahresfarbe – 2023 ist dies rot. Dazu wird die Königin mit einem Abfangkäfig gefangen und vorsichtig in das Zeichenrohr überführt. Dort kann man sie sanft fixieren und dann mit einem Stift oder einem Kunststoffplättchen versehen. Anschließend darf sie zurück in ihren Stock und ist für uns künftig leichter aufzufinden.

Da die gezeichneten Königinnen in ihren jeweiligen Völkern verbleiben, befindet sich im Ablegerkasten nun ein weiselloses Volk. Die Bienen wissen es noch nicht, doch auf sie wartet nun eine wichtige Aufgabe: Sie werden das Pflegevolk für eine neue Reihe Königinnen.

Die Königin wird im Zeichenrohr gezeichnet

Königinnenzucht

Im Juni beginnen wir mit der Zucht neuer Königinnen. Dabei sind für uns 5 Kriterien – in dieser Reihenfolge – zuchtentscheidend:

  1. Friedlichkeit der Bienen
  2. Gesundheit und Varroatoleranz
  3. Stärke und Aufbau des Volkes
  4. Kompaktheit des Brutnestes
  5. Honigertrag

An erster Stelle steht für uns die Sanftmut des Volkes. Ruhige Völker können wir wesentlich besser bearbeiten, sodass bei den notwendigen imkerlichen Tätigkeiten keine Bienen verletzt oder gequetscht werden. Ruhige Völker erleichtern es uns auch, festzustellen, ob es dem Volk gut geht. Sollte ein grundsätzlich ruhiges Volk plötzlich aufbrausend und unruhig werden, wissen wir, dass es ein Problem gibt.
Auch ansonsten ist für uns die Gesundheit der Bienen und des Volkes bei der Zucht viel wichtiger als der Honigertrag.

Mehr zu unseren Zuchtkriterien und zum Ablauf einer Zuchtreihe gibt es auf unserer Seite zur Königinnenzucht.

Wir wählen ein Volk aus, das unsere Kriterien erfüllt. Dort suchen wir nach möglichst junger Brut, ca. 1-3 Tage alt. Diese jungen, sehr empfindlichen Larven werden nun vorsichtig in spezielle Weiselnäpfchen umgelarvt. Die Weiselnäpfchen sind auf einem Zuchtrahmen angeordnet.

Unser Ableger, den wir zur Dämpfung der Schwarmstimmung gebildet haben, ist nun weisellos und wird zunächst versuchen, sich aus offener Brut eine Königin nachzuziehen. Diese Nachschaffungszellen werden gebrochen. Manchmal ist auch gar keine offene Brut vorhanden. Das Volk wird dann “hoffnungslos weisellos“: Es hat keine Königin und keine Möglichkeit, sich eine nachzuziehen. In der Natur wäre dieses Volk verloren.

Damit diese Stresssituation für die Bienen möglichst schnell beendet wird, setzen wir dem Ableger den Zuchtrahmen zu. Die jungen Larven sind nun die einzige Möglichkeit für das Volk, sich eine Königin zu schaffen. Zudem signalisieren die Weiselnäpfchen aufgrund ihrer Größe, dass hier eine Weiselzelle entstehen soll.

Akzeptiert das Pflegevolk die Larven, so wird es beginnen, eine Königinnenzelle zu bauen. Nach einem Tag besteht für uns die Möglichkeit, noch einmal nachzularven, und nicht angenommene Larven auszutauschen. Danach wird das Pflegevolk zunächst in Ruhe gelassen.

Kurz vor dem Schlupf der jungen Königinnen wird jede einzelne Weiselzelle mit einem Käfig versehen. Auch in der Natur würde ein weiselloses Volk mehr als eine Nachschaffungszelle schaffen, allerdings würde die zuerst schlüpfende Königin ihre Konkurrentinnen sofort abstechen. Um diesen Effekt zu vermeiden, werden die Weiselzellen “verschult”.

Anschließend können die jungen, noch unbegatteten Königinnen entnommen und für die Begattung verteilt werden.

Die Brutwaben kommen in einen Ablegerkasten
Das Umlarven ist echte Feinarbeit
Die Weiselzellen im Zuchtrahmen werden verschult

Begattung der Königinnen und Belegstelle

Unsere neuen Königinnen müssen nun noch begattet werden. Ein Teil wird in kleine Begattungskästchen gegeben und noch im Juni zur Belegstelle im Scheppacher Forst gebracht, wo sie von ausgesuchten Drohnenvölkern begattet werden.

Der andere Teil unserer Königinnen wird am Stand begattet. Dabei wählen wir einen Standort aus, an dem starke, gesunde und sanftmütige Völker stehen. Im Juni befinden sich viele Drohnen in unseren Völkern, die unsere jungen Königinnen begatten.

Nun sind unsere neuen Königinnen bereit für ein Leben im Stock. Manche unserer jungen Königinnen dürfen alte ersetzen, andere werden verschickt und ziehen bei anderen Imker:innen ein (mehr Informationen dazu gibts in unserem Shop), wieder andere sorgen dafür, dass unsere Ableger nicht länger weisellos sind und gut in die Überwinterung starten können.

Begattungskästchen für die Belegstelle

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • […] Im letzten Monat haben wir unsere Jungköniginnen zur Belegstelle gebracht, im Juli holen wir sie wieder ab. Die begatteten Königinnen dürfen nun zum Teil die alten Königinnen unserer Völker ersetzen (sog. Umweiselung), zum Teil werden sie an unsere Kunden verschickt, zum Teil bilden wir Kunstschwärme. […]

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