Juli – Unser Bienenjahr

Was treiben wir Imker eigentlich das ganze Jahr über?
2023 könnt ihr dabei sein. Wir werden euch jeden Monat mitnehmen und hier aus unserem Bienenjahr berichten. Mal ist mehr los, mal weniger – genau wie in der Natur.

Begleitet uns zu unseren Bienenständen und seid dabei, wenn die Bienen das erste Mal wieder ausfliegen, wenn sie schwärmen, wenn sie Nektar sammeln und wenn sie sich auf den Winter vorbereiten. Schaut uns über die Schulter bei den Bienen oder wenn wir Honig abfüllen, Mittelwände einlöten und Kerzen herstellen.

Heute: Juli!

Zweite Honigernte

Anfang bis Mitte Juli wird in unserer Imkerei das zweite Mal Honig geerntet.

Während die Bienen im Frühjahr vor allem Nektar von Obstbäumen, Raps und Löwenzahn sammeln, besteht der Sommerhonig aus Nektar von Spätblühern: Allen voran den verschiedenen Lindenarten und anderen Stadtbäumen. Bei diesem Honig ist der Fruchtzuckergehalt höher als der Traubenzuckergehalt, weshalb er länger flüssig bleibt. Auch geschmacklich ist der Unterschied deutlich: Der späte Honig ist deutlich würziger und intensiver.

An unseren Waldstandorten gibt es im Juli manchmal Waldhonig zu ernten. Anders als Blütenhonig besteht er nicht aus Nektar, sondern aus Honigtau, dem Saft von Pflanzen, die insbesondere von Läusen bereitgestellt werden. Ob es ein gutes Jahr für Waldhonig wird, hängt maßgeblich von den Wetterbedingungen im Herbst des Vorjahres ab. War während der Paarungszeit der Läuse gutes Wetter, gibt es im nächsten Jahr viele davon, was zu einer guten Ernte führt. An unseren Waldstandorten halten wir außerdem Ausschau nach Ameisen, die die Bäume besiedeln, da auch diese auf eine starke Lauspopulation schließen lassen. Genau wie Bienen sind nämlich auch Ameisen hinter dem Honigtau her. Waldhonig ist deutlich herber als Blütenhonig.

Die zweite Honigernte ist für uns Imker immer etwas unentspannter als die erste, von der wir euch im Mai berichtet haben: In der Natur finden die Bienen im Juli keine großen Trachtquellen mehr, die Nutzpflanzen sind überwiegend verblüht. Entsprechend übt der Honiggeruch in unserem Schleuderraum auf sie eine ungeheure Anziehungskraft aus. Schließt man nicht alle Fenster und Türen, so summt der gesamte Schleuderraum innerhalb kürzester Zeit.

Im Juli schleudern wir unseren Sommerhonig

Räuberei!

Nicht nur der Honig in unserem Schleuderraum riecht für die Bienen jetzt sehr verlockend, auch der Honig, den das Nachbarvolk eingelagert hat, ist mit einem Mal viel attraktiver als noch vor einigen Wochen. Im Juli und August steigt das Risiko der Räuberei  erheblich, vor allem nach der Honigernte. Gelingt es einer Biene, Honig ihrer Nachbarn zu entnehmen, wird sie dies im Stock mitteilen. Daraufhin überfällt das Volk seine Nachbarn, überrennt die Abwehr am Flugloch und räubert das Volk aus. Neben dem Verlust des Volkes besteht auch die Gefahr der Übertragung von Krankheiten. Räuberei kann z.B. die Varroamilbe zurück auf ein eigentlich bereits milbenarmes Volk übertragen.

Für uns Imker gibt es mehrere Indizien, an denen wir eine Räuberei erkennen können: Ein hektisches Flugloch, an dem gekämpft wird, ist nie ein gutes Zeichen. Finden sich dann auf der Bodenwindel abgeschrotete Wachsstückchen und tote Bienen, so sind dies Anzeichen der rücksichtslosen Vorgehensweise der Räuberinnen. Öffnet man den Deckel, so fliegen die Räuberinnen “wie ertappt” hektisch auf.

Ist die Räuberei noch im Anfangsstadium, das heißt, die Wächterbienen sind gerade  noch in der Lage, das Volk zu verteidigen, so kann man ihnen helfen, indem man das Flugloch verkleinert. Ist die Räuberei bereits in vollem Gange, hilft es nur, das Volk aus dem 3km-Radius zu entfernen und an deren Stelle eine leere Beute aufzustellen. Die Räuberinnen merken nicht sofort, dass es kein Futter mehr gibt und es wird etwas ruhiger. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Räuberei gleich auf ein Nachbarvolk übergreift.

Besser als reaktive Maßnahmen ist die Prävention. Wir haben uns bewusst für kleine Standorte mit maximal 8 Völkern entschieden, um die Räubereigefahr gering zu halten. Wir versuchen, etwa gleich starke Völker an einem Standort zu platzieren, da schwache Völker einer Räuberei besonders schutzlos ausgeliefert sind. Außerdem ist es ab Juli besonders wichtig, sauber zu arbeiten: Mit Honig oder Zuckerwasser darf auf keinen Fall gekleckert werden.

Fluglochbeobachtung hilft, Räuberei zu erkennen

Kunstschwärme

Im letzten Monat haben wir unsere Jungköniginnen zur Belegstelle gebracht, im Juli holen wir sie wieder ab. Die begatteten Königinnen dürfen nun zum Teil die alten Königinnen unserer Völker ersetzen (sog. Umweiselung), zum Teil werden sie an unsere Kunden verschickt, zum Teil bilden wir Kunstschwärme.

Dabei werden Bienen von unterschiedlichen Völkern in eine gemeinsame Box gekehrt. Eine unserer neuen Königinnen wird ihnen in einem speziellen Käfig zugegeben, den die Bienen zunächst ausfressen müssen. Auf diese Art gewöhnt sich das neue Volk langsam an seine neue Königin und wird sie besser annehmen. Da der Schwarm – anders als ein Naturschwarm – kein Futter mitbringt, wird zugefüttert. Damit die Bienen, die sich ja alle noch nicht kennen, ein Volk bilden können, werden sie für ein bis zwei Tage an einen kühlen dunklen Ort gestellt (Kellerhaft). Anschließend werden die Bienen in eine neue Beute mit frischen Mittelwänden gegeben, wo sie nun die Möglichkeit für einen Neustart haben.

Diese Art der Völkervermehrung kommt dem natürlichen Schwarmtrieb relativ nahe und ist für uns eine Möglichkeit, gezielt Bienen starker Völker zu entnehmen. Die Bildung von Kunstschwärmen kann das ganze Jahr über passieren, besonders auch in der Schwarmzeit zur Hemmung des Schwarmtriebs – der späteste Zeitpunkt für einen solchen Neubeginn eines Volks ist aber Juli bzw. August.

Königin wird im Zusetzkäfig dem Bienenvolk zugesetzt