Januar – Unser Bienenjahr

Was treiben wir Imker eigentlich das ganze Jahr über?
2023 könnt ihr dabei sein. Wir werden euch jeden Monat mitnehmen und hier aus unserem Bienenjahr berichten. Mal ist mehr los, mal weniger – genau wie in der Natur.

Begleitet uns zu unseren Bienenständen und seid dabei, wenn die Bienen das erste Mal wieder ausfliegen, wenn sie schwärmen, wenn sie Nektar sammeln und wenn sie sich auf den Winter vorbereiten. Schaut uns über die Schulter bei den Bienen oder wenn wir Honig abfüllen, Mittelwände einlöten und Kerzen herstellen.

Heute: Januar!

Mäusegitter

Genauso langsam wie wir Menschen starten auch die Bienen ins neue Jahr. Für sie ist nach wie vor Winter und dementsprechend sitzen sie unverändert in ihrer engen Wintertraube auf 2 bis 4 Wabengassen, wo sie sich gegenseitig wärmen können. Auch die “Wächterbienen” dürfen nun ihren Posten verlassen und in der Wintertraube kuscheln.

Das hat Folgen: Das nun unverteidigte Flugloch steht nun allen Eindringlingen offen, die von der Größe her hindurchpassen. In erster Linie kommen da die Feldmaus und die Spitzmaus in Frage. Das warme Innere des Bienenstocks stellt auch für diese Tiere ein ideales Winterquartier dar: trocken, warm und mit reichlich Nahrungsvorräten. Störendes Wabenwerk wird einfach weggenagt und ein gemütliches Nest aus Gräsern und Blättern errichtet.

Die Feldmaus lebt dabei auch zusammen mit dem Bienenvolk in einer Beute, greift die Bienen in ihrer Traube aber nicht an. Das Volk nimmt aber dennoch Schaden: Das Wabenwerk wird zerstört und die ständige Unruhe regt die Bienen zu erhöhter Futteraufnahme an. Dadurch müssen die Bienen schneller aufs Klo, was letztlich zu einem Abkoten im Stock führt. Man kann sich vorstellen, dass dies zur Verbreitung von Krankheitserregern führt. Bienen, die die Wintertraube verlassen, um die Maus zu vertreiben, sterben an Unterkühlung. Außerdem werden die Waben durch Kot und Urin der Mäuse verunreinigt.

Die Spitzmaus als Insektenfresser ernährt sich direkt von den Bienen in der Wintertraube, für sie ist so ein Bienenvolk praktisch ein Fast Food Restaurant im Winter. Darüber hinaus schädigt sie das Volk ebenfalls durch die Störungen.

Aus diesem Grund bringen wir im Dezember oder Januar Mäusegitter an unseren Beuten an, die aus handelsüblichem Kaninchendraht bestehen. So ist das Holz effektiv vor Mäusebissen geschützt, unsere Bienen könnten aber weiterhin ausfliegen.

Mäusegitter anbringen im Januar

Fluglöcher säubern

Das Mäusegitter, so hilfreich es ist, führt auch zu Problemen: Wenn es im Winter kalt ist, verlassen die sterbenden Bienen nicht mehr den Stock und werden auch nicht von den Putz-Bienen hinaus geschafft. Auf dem Boden der Bienenwohnung hinter dem Flugloch kann sich eine Ansammlung von toten Bienen bilden. Es besteht nun die Gefahr, dass das Flugloch von innen verstopft wird. Solange die Bienen in der Wintertraube sind, ist das noch nicht gefährlich, sobald aber die Temperaturen steigen und die Bienen zum ersten Reinigungsflug ausfliegen wollen, finden sie den Ausgang versperrt. In dieser Situation geraten sie in Panik und das Volk kann verbrausen und sterben.

Steigen die Temperaturen über 12 Grad, wie diesen Januar, so kontrollieren und säubern wir die Fluglöcher mit einem kleinen Stöckchen oder einem Stück Draht, damit unsere Bienen gut zu ihrem Reinigungsflug starten können.

Flugloch säubern im Januar

Jahresplanung

Sind wir ehrlich: die wenigsten Arbeiten im Winter finden am Bienenvolk statt. Vielmehr ist der Winter auch eine Zeit, Inventur zu machen, das Material zu pflegen und die kommende Bienensaison zu planen.

Welches Material brauchen wir noch? Was muss repariert werden? Mit wie vielen Völkern und Standorten müssen wir kalkulieren? Diese Fragen klären wir genau, denn hat die Saison erstmal begonnen, kümmern wir uns um die Bienen, geben Kurse und führen Besuche am Bienenstand durch. Für Planung ist dann keine Zeit mehr. Außerdem sind unsere Fachhändler dann meist schon ausverkauft.

Draußen kalt, innen warm – nicht nur bei den Bienen. Im Januar will niemand nach draußen, die Zeit ist aber perfekt für Lektüre und Fortbildung. Im Winter kommen wir dazu, uns mit Neuerungen der Imkerei zu beschäftigen, Studien zu lesen und zu überlegen, welche neuen Ideen auf unsere kleine Bio-Imkerei übertragbar sind.

Jahresplanung im Januar