Bienen, Wespen oder gar Hornissen?

Es ist Sommer, die arbeitsreichste Zeit in der Imkerei. Zu dieser Zeit bekommen wir Imker:innen häufig Anrufe und Anfragen von Menschen, die meinen, einen Bienenschwarm gefunden zu haben:  “Ein Bienenschwarm ist in unseren Rollladenkasten gezogen, können Sie sich das mal ansehen?” Meist ist dann schon klar, dass es sich dabei nicht um Bienen handelt und auch nicht um einen Schwarm, sondern um ein Wespen- oder Hornissennest.

Schuld daran sind aber nicht die Anrufenden. Sucht man im Internet nach entsprechenden Begriffen wie “Bienenschwarm, Rolladen”, erscheinen ganz oben irreführende Informationen. Habe ein Bienenvolk den Rolladenkasten zum Nest auserkoren, so solle man sich an den örtlichen Imkerverein wenden, damit die Bienen umgesiedelt werden könnten, so eine Seite für Gärtner:innen.
Als Imker werden wir da stutzig. Wir kennen doch unsere Bienen – und die leben weder im Rolladenkasten, noch in einem Nest. Könnte es sich vielleicht um Wespen handeln?

Wir möchten da gern mal ein bisschen aufräumen. Was ist eigentlich genau der Unterschied zwischen Bienen, Wespen und Hornissen – und wie kann ein Laie erkennen, womit er es zu tun hat?

Wespen

In 95 Prozent der Fälle handelt es sich nicht um einen Bienenschwarm im Rolladenkasten, sondern um ein Wespennest. Gerade Bienen und Wespen sind für Laien, die sich mit Insekten bisher nicht wirklich beschäftigt haben, oft schwierig zu unterscheiden.

Wespen weisen anders als Bienen eine intensive gelbe Färbung auf. Bienen (selbst “gelbere” Buckfast-Bienen) haben hingegen eine gedeckte, bräunliche Färbung.
Anders als Bienen sind Wespen nicht unbedingt ein Sympathieträger im Reich der Insekten. Zu Unrecht! Sie verzehren gern Schädlinge wie Blattläuse, Raupen und Fliegen und fungieren so als natürliches Schädlingsbekämpfungsmittel. Ihre Liebe zu Eiweiß bekommen auch wir Menschen zu spüren: Fliegt ein Insekt um unseren Frühstückstisch oder den Grillteller, so handelt es sich ziemlich sicher um eine Wespe. Die Tiere lieben Wurst und Fleisch, Süßspeisen und Säfte. Bienen sind da anders: Sie interessieren sich ausschließlich für Blüten 😉

Wespen leben in sogenannten Sommerstaaten in Nestern, die sie von Frühling bis Herbst aus einer papierartigen Masse selbst herstellen. Wird es frostig, stirbt das Volk – ausgenommen die Königin, die auszieht und sich einen Platz zum Überwintern sucht. Im nächsten Jahr wird das Nest an einem anderen Platz neu erbaut. Alte Nester werden niemals mehr bezogen und können daher im Winter problemlos entfernt werden.

Ein Wespennest im Rolladenkasten ist somit eine temporäre Angelegenheit, die sich mit Einsetzen des ersten Frosts erledigt. Entfernt werden müssen Wespennester nur bei direktem Kontakt zu Allergiker:innen. Da zahlreiche Wespenarten auf der Roten Liste stehen, dürfen Nester nicht eigenhändig entfernt werden und sie unterliegen dem Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes. Experten können die Wespen umsiedeln, ohne ihnen zu schaden. In Augsburg ist für die Beratung und ggf. Umsiedelung die Untere Naturschutzbehörde zuständig.
Anders als mancherorts behauptet, sind Imker:innen schon naturschutzrechtlich nicht befugt, Wespennester abzunehmen.

Am Holz nagende Wespe

Hornissen

In seltenen Fällen handelt es sich bei den umherfliegenden Insekten auch um Hornissen, die manchmal auch mitten im Sommer umziehen, wenn ihnen ihr altes Nest zu klein wurde.

Hornissen erkennt man leicht an ihrer beeindruckenden Größe von bis zu 3,5 cm.
Trotz ihrer beängstigenden Erscheinung sind Hornissen eher passive und scheue Tiere. Zudem sind sie gute Wespenvertilger und damit ein Garant für einen entspannten Sommer. Hornissen sind übrigens sowohl tagsüber, als auch nachts unterwegs 😉
Auch Hornissen leben in – deutlich kleineren – Sommervölkern. Kommt der Frost, stirbt das Volk. Nur die Königin überwintert, um im neuen Jahr wieder mit der Eiablage zu starten.

Hornissen sind nach Bundesartenschutzverordnung und Bundesnaturschutzgesetz besonders streng geschützt. Die Tiere dürfen nicht gefangen oder getötet und ihre Nester nicht bekämpft werden. Ausnahmen bedürfen der vorherigen Genehmigung durch die Naturschutzbehörden. Am besten ist man beraten, auf den Frost zu warten und das Nest dann zu entfernen.

Hornisse sitzt am Boden

Bienen

Bienen schwärmen – außer in seltenen Fällen – im Mai und Juni. Dabei zieht die Altkönigin mit einem Teil des Stocks aus, um für eine neue Königin Platz zu machen. Auf diese Weise vermehren sich Bienen: Aus 1 mach 2.

Die alte Königin und ihre Gefolgschaft sammeln sich meist zunächst als summende Traube um einen Baum, eine Dachrinne oder andere hoch gelegene Strukturen in der Nähe, wo sie übernachten. Dann erst wird der Bienenschwarm seine endgültige neue Unterkunft, beispielsweise in einem hohlen Baum, suchen. Während dieser ersten Phase können die Bienen auch auf deinem Grundstück landen – wenn auch nicht typischerweise in einem Rolladenkasten.

Leider sind Bienenvölker ohne die Fürsorge eines Imkers in der Regel nicht überlebensfähig. Ohne imkerliche Behandlung eliminiert die Varroamilbe das Volk oft schon im ersten Winter. Zudem stellen ein nicht gefangener Bienenschwarm auch eine Gefahr für andere Bienen in der Umgebung dar. Neben der Milbe können auch andere Krankheiten in umstehende Bienenvölker getragen werden. Deshalb ist der Schwarmfang für die Imkerei von hoher Bedeutung. Bienenschwärme in der Augsburger Umgebung fangen wir artgerecht und mit entsprechendem Equipment ein, um den Tieren dann ein neues Zuhause zu geben.

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